Barrierefrei

Barrierefreies Webdesign – 7 Faktoren, auf die ihr achten solltet

Eintrag ins Logbuch

Barrierefreies Webdesign ist längst mehr als nur eine nette Zusatzfunktion – es ist ein echter Qualitätsfaktor für Websites von Unternehmen und Behörden. Wer heute digitale Inhalte anbietet, sollte sicherstellen, dass sie für alle zugänglich sind – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen. In diesem Artikel zeigen wir euch, worauf es beim barrierefreien Webdesign ankommt – und welche 7 Faktoren ihr unbedingt beachten solltet.

Was bedeutet barrierefreies Webdesign eigentlich?

Barrierefreies Webdesign bedeutet, dass Websites so gestaltet werden, dass alle Menschen sie uneingeschränkt nutzen können – unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen. Es geht darum, digitale Inhalte zugänglich zu machen – für Menschen mit Sehbehinderungen, motorischen Einschränkungen, Hörbeeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten. Ziel ist es, Barrieren abzubauen, die die Nutzung einer Website erschweren oder sogar unmöglich machen.

Barrierefreiheit im Web ist also kein „Design für Menschen mit Behinderungen“, sondern ein Design für alle – ein Prinzip, das unter dem Begriff „Universal Design“ bekannt ist.

Warum Inklusion im Web mehr als ein Trend ist

Inklusion im digitalen Raum ist ein gesellschaftlicher Auftrag – und längst ein Qualitätsmerkmal für moderne Websites. Dabei geht es nicht nur um Ethik, sondern auch um wirtschaftliche und kommunikative Reichweite: Wer seine Website barrierefrei gestaltet, schließt niemanden aus und erreicht mehr Menschen. Gerade für öffentliche Stellen ist das ein klares Muss, aber auch KMU profitieren davon.

Außerdem zeigt eine barrierefreie Gestaltung, dass ihr Verantwortung übernehmt – für Kund:innen, Bürger:innen und Nutzer:innen jeden Alters.

Gesetzliche Anforderungen

In Deutschland regelt vor allem die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV), wie barrierefreies Webdesign auszusehen hat. Für öffentliche Stellen gilt sie verbindlich. Die BITV basiert auf den internationalen WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines), die vier Grundprinzipien formulieren: Inhalte müssen wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust sein.

Auch für viele KMU wird das Thema spätestens mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) relevant – vor allem, wenn digitale Dienstleistungen angeboten werden.

7 zentrale Faktoren für barrierefreies Webdesign

1. Kontraste und Farben richtig wählen

Nicht alle Nutzer:innen sehen Farben gleich – Menschen mit Sehbehinderungen oder Farbenfehlsichtigkeit sind auf hohe Kontraste angewiesen, um Inhalte erfassen zu können. Texte sollten sich deutlich vom Hintergrund abheben, Buttons müssen klar erkennbar sein, und Farbinformationen dürfen niemals allein zur Kommunikation genutzt werden. Statt „Der grüne Button“ lieber „Der grüne Button mit dem Haken“.

Die WCAG empfehlen ein Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1 für normalen Text. Tools wie der Color Contrast Checker helfen euch dabei, die richtigen Kombinationen zu finden.

2. Texte verständlich und klar formulieren

Komplexe Schachtelsätze und Fachbegriffe erschweren vielen Menschen das Verständnis. Klar strukturierte, leicht verständliche Texte sind ein Schlüssel zur Barrierefreiheit – und sie helfen nebenbei auch Menschen mit Leseschwäche, Konzentrationsproblemen oder Deutsch als Fremdsprache.

Setzt auf kurze Sätze, aktive Sprache und klare Aussagen. Je nach Zielgruppe kann auch Leichte Sprache sinnvoll sein – besonders im öffentlichen Bereich.

3. Alternativtexte für Bilder nutzen

Screenreader können keine Bilder „sehen“ – deshalb brauchen sie Alternativtexte (Alt-Texte), die den Inhalt beschreiben. Diese Texte erscheinen im HTML-Code und geben wieder, was auf dem Bild zu sehen ist. So können blinde oder sehbehinderte Menschen die Inhalte trotzdem erfassen.

Wichtig: Alt-Texte sollten nicht zu lang sein und beschreiben, was wichtig für das Verständnis der Seite ist, nicht jedes Detail.

4. Tastatur-Navigation ermöglichen

Viele Nutzer:innen – zum Beispiel Menschen mit motorischen Einschränkungen – bedienen Websites ausschließlich mit der Tastatur. Deshalb muss jede Funktion eurer Seite ohne Maus erreichbar sein: Menüs, Formulare, Buttons und interaktive Elemente.

Achtet außerdem auf sichtbare Fokus-Markierungen (z. B. ein Rahmen um aktive Elemente), damit Nutzer:innen sehen, wo sie sich gerade befinden.

5. Überschriftenstruktur logisch aufbauen

Eine klare Hierarchie von Überschriften hilft nicht nur beim Lesen, sondern ist essenziell für Screenreader-Nutzer:innen. Die Struktur sollte logisch aufgebaut sein: von H1 über H2 bis zu H3 und H4. Überschriften dürfen nicht nur optisch, sondern müssen auch im HTML-Code korrekt verschachtelt sein.

Das sorgt für Orientierung und macht Inhalte leichter zugänglich – auch für Suchmaschinen.

6. Formulare barrierefrei gestalten

Formulare sind oft die größten Barrieren auf Websites. Achtet darauf, dass alle Felder beschriftet sind, dass Fehler klar kommuniziert werden und dass der Fokus nach dem Ausfüllen logisch weiterwandert.

Verzichtet auf Platzhalter als alleinige Beschriftung, nutzt sprechende Fehlermeldungen und stellt sicher, dass Formulare mit der Tastatur bedienbar sind.

7. Medieninhalte mit Untertiteln und Transkripten ergänzen

Videos und Audiodateien sollten immer mit Untertiteln oder Transkripten versehen werden. Das hilft nicht nur gehörlosen Nutzer:innen, sondern auch allen, die Videos z. B. in lauter Umgebung anschauen oder lieber lesen als hören.

Auch visuelle Inhalte (z. B. Erklärvideos) sollten beschrieben werden, wenn sie zentrale Informationen vermitteln.

Vorteile von barrierefreiem Webdesign

Barrierefreies Webdesign ist nicht nur eine Frage der sozialen Verantwortung, sondern bietet ganz konkrete Vorteile – gerade für KMU und Behörden. Indem ihr digitale Angebote so gestaltet, dass sie für möglichst viele Menschen zugänglich sind, erweitert ihr automatisch eure Zielgruppe. Denn Barrierefreiheit betrifft nicht nur Menschen mit dauerhaften Behinderungen – auch ältere Nutzer:innen, Menschen mit temporären Einschränkungen, geringer Sprachkompetenz oder schlicht schwierigen Nutzungssituationen profitieren davon. Ob jemand mit dem Smartphone in der U-Bahn unterwegs ist oder eine Seite per Screenreader nutzt – eine barrierearme Gestaltung verbessert die Nutzung für alle.

Dazu kommt: Was barrierefrei ist, ist meist auch nutzerfreundlich. Eine klare Struktur, verständliche Texte, gut sichtbare Buttons und eine intuitive Navigation senken die Absprungrate und erhöhen die Chance, dass Besucher:innen die gewünschten Informationen finden – oder mit euch in Kontakt treten. Besonders für kleinere Unternehmen ist das ein entscheidender Faktor, um im digitalen Wettbewerb zu bestehen.

Auch in Sachen Suchmaschinenoptimierung (SEO) zahlt sich Barrierefreiheit aus. Sauberer Code, strukturierte Inhalte und Alt-Texte helfen nicht nur Nutzer:innen, sondern auch Suchmaschinen beim Verstehen eurer Website. Google belohnt nutzerfreundliche Seiten zunehmend mit besseren Rankings – und barrierefreies Webdesign unterstützt genau das.

Fazit – Warum barrierefreies Webdesign kein Zusatzfeature ist

Barrierefreies Webdesign ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein klarer Anspruch an moderne Websites – besonders für Behörden, aber auch für Unternehmen, die zukunftsfähig aufgestellt sein wollen. Es geht nicht nur darum, gesetzliche Vorgaben wie die BITV zu erfüllen, sondern auch darum, digitale Angebote für möglichst viele Menschen nutzbar zu machen. Ob durch klare Texte, strukturierte Navigation oder Alternativtexte: Jede einzelne Maßnahme zählt und verbessert das Nutzererlebnis.

Wer Barrierefreiheit von Anfang an mitdenkt, spart langfristig Kosten, verbessert die Usability und stärkt seine digitale Präsenz. Gleichzeitig zeigt ihr Haltung: Ihr nehmt Rücksicht, denkt inklusiv und setzt auf Qualität. Gerade für KMU ist das ein starkes Signal – nicht nur für Kund:innen, sondern auch für Mitarbeitende und Partner:innen.

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